dance/re/public
Im Rahmen unseres Projekts “dance/re/public”, in dem wir den öffentlichen Raum mit Performances beleben, fördern wir auch den Dialog zwischen professionellen Künstler*innen und Jugendlichen. In einem Tanzlabor hat der Choreograph Alekszandr Szivkov mit Fynn Wyatt ein Solo erarbeitet, unter der Projektleitung von Yorgos Theodoridis.

„More Than the Face“
ist die Übersetzung der spanischen Redewendung “más que la cara” (“mehr als das Gesicht” oder “zusätzliches Gesicht”), von der das Wort “Maske” abstammen soll.
Wir Menschen verändern unser Gesicht ständig durch unsere Mimik. Manchmal wünschen wir es uns völlig anders, als es von Natur aus ist oder unserem Charakter entspricht.
In dieser Choreographie wird die Maske zu einem Teil des Körpers , als ob man gleichzeitig zwei Gesichter hätte. Sie wird zu einer eigenständigen Person mit einer anderen Identität und einem anderen Status.
Masken enthüllen und verhüllen gleichzeitig. Sie verbergen Gesichter, verleihen ihnen aber auch eine zusätzliche Bedeutung.
Gefördert von
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Region Aachen Zweckverband
Kulturbetrieb der Stadt Aachen


Vier Tage lang trafen sich Eva Weissenböck, Alessandra Ehrlich und Mats Süthoff, um gemeinsam über den Körper Figuren zu entwickeln, Muster aufzubrechen, Form zu spielen und zu füllen. Inspiriert durch verschiedene Grundlagen, wie zum Beispiel der Arbeit mit der Maske, der gezielten Nutzung des Atems und der Arbeit mit Blickrichtungen und Fokus, suchten sie gemeinsam nach einem „Erlebbar Machen“ der Figuren. Als Ergänzung zu dieser klaren Form ließ Mats Süthoff über assoziative Elemente Figuren kreieren – so trafen in einer Szene „glühende Kohle“ und „schneidende Eisluft“ aufeinander, in einem aussichtslosen Versuch der Annäherung.
Für alle Beteiligten ungewohnt war, dass der Fokus nicht auf der Erarbeitung einer Vorstellung oder eines Theaterstückes lag, sondern die Arbeit selbst, das Experimentieren mit neuen Impulsen im Vordergrund stand. Ohne den Druck, schnelle Ergebnisse liefern zu müssen, hatten die beiden berufserfahrenen Schauspielerinnen Freude daran, eingefahrene Muster zur Entwicklung einer Figur aufzubrechen und sich durch die frischen Methoden des jungen Kollegen inspirieren zu lassen.
„Das hat gut getan, unser Instrument nochmal zu schmieren. Mats ist ein genauer Beobachter.“ Eva Weissenböck
„Schön, mal eine Woche lang nicht alles zerdenken und psychologisieren zu müssen. Mats hat meine Spielfreude wiedergeweckt, die in dieser kulturarmen Zeit etwas schläfrig war.“ Alessandra Ehrlich
„Die offene gemeinsame Suche und Bereitschaft von Eva und Alessandra, sich auf etwas Neues einzulassen, hat mich sehr gefreut.“ Mats Süthoff
Gefördert von
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Region Aachen Zweckverband
Kulturbetrieb der Stadt Aachen


Was ist Nähe, was ist Distanz? Eine Tanzperformance erkundet auf den Aachener Straßen, wie sich der Raum anfühlen und verändern kann.
Ein Bericht von Ralf Schröder
Im Aachener Elisengarten baut sich ein kleiner Junge vor Maureen Lomb und Alekzandr Szivkov auf. Er trägt eine blaue Pudelmütze. Ganz offensichtlich immer stärker an all seinen bisherigen Erfahrungen zweifelnd, aber ohne Furcht, schaut er für eine lange Minute sehr konzentriert der Tanzkünstlerin und dem Tanzkünstler zu. Dann dreht er sich zu seiner Mutter um, die ein paar Meter entfernt steht, und fragt ziemlich überzeugt: „Das sind aber keine echten Leute, oder?“
Auch wenn der Zweifel nicht immer so massiv ausfällt, fragend-aufmerksame Blicke begleiten Lomb und Szivkov auf ihrem gesamten Fußweg, der heute, am Samstag vor Weihnachten, durch die gesamte Innenstadt führt. Das liegt vor allem an der Kostümierung: Komplett schwarz und eng anliegend die Textilien, zu denen auch eine Kapuze zählt. Dazu eine weiße Gesichtsmaske, und: Dünne weiße Holzstäbe, unterschiedlich lang, die mit Klebeband an den Armen und Beinen fixiert sind. Wenn die Tänzer stehen, ragen die Stäbe nach oben über den Kopf hinaus. Dass diese Aufmachung je nach Bewegungsmodus an futuristische Maschinenwesen erinnert, ist kein Zufall.
Das Gefühl für die Dimensionen bewahren
„Inspiriert ist dieses Kostüm von Oscar Schlemmer, der einer der wichtigsten Vertreter des Bauhaus-Stils war“, erklärt Yorgos Theodoridis. „Er hat als Maler, Bildhauer und Bühnenbildner gearbeitet und immer wieder gefragt, in welcher Beziehung die menschliche Figur zum Raum steht. Das ist auch unser Thema: Einmal angesichts der Corona-Maßnahmen, die Distanz verlangen. Zum anderen angesichts der Digitalisierung, die zunehmend dazu beiträgt, dass wir das Gefühl für den Raum mit seinen drei Dimensionen verlieren. Der Raum ist die Domäne des Tanzes.“
Auslöser für das Projekt, das unter dem Titel dance/re/public eine ganze Serie thematisch unterschiedlicher Stadtspaziergänge umfasst, war die Pandemie-Situation und die Idee von Videokünstler Christoph Giebeler, den öffentlichen Raum kulturell zu erschließen. Theodoridis, in der Aachener Tanzszene seit vielen Jahren eine feste Größe, hat daraufhin die Choreografien entwickelt und setzt sie für den Verein Cultur Bazar e.V. um, dessen Vorsitz er innehat. „Da die Theater geschlossen sind, möchten wir neue Bühnen erschließen. Und zwar solche, die bisher anders wahrgenommen werden: dance/re/public macht den öffentlichen Raum mit Kunst lebendig und überlässt ihn nicht nur einer ökonomischen Zweckstruktur.“ So wollen Theodoridis und seine Künstlerkolleg*innen die Kunst auch zu Menschen bringen, die sonst damit nicht in Berührung kommen. Und speziell zur Weihnachtszeit will man probieren, ob und wie der Gedanke „Kunst statt Konsum“ eine Resonanz finden kann. „Kunst“, fasst Theodoridis zusammen „ist und soll gesellschaftsrelevant sein, also gehört sie auf die Straße.“
Wenn die Fantasie Flügel kriegt
Dort, auf den Straßen, wecken Maureen Lomb und Alekzandr Szivkov durch ihre Tanzfiguren die Fantasie, die nötig ist, um den Raum aus seiner Festlegung auf eine rein mathematisch-abstrakte Existenz zu befreien. Mit den Stäben, ständig in wechselnde Anordnungen gebracht, zaubern sie immer wieder neue Geometrien herbei. Auch Zustände, physikalische wie affektive oder emotionale, werden damit erprobt: Balance, Spannung/Entspannung, Rhythmus, Pulsieren – mal gebrauchen die Tänzer die Stäbe als Taktstock, mal als Korsett, mal als Krücke. Die Stäbe sind bei all dem visuellen Akzente, thematisieren Nähe und Abstand, schränken bisweilen demonstrativ die Motorik und die Bewegungsmöglichkeiten ein.
Aber keineswegs immer. Auf ihrem Weg durch die Straßen wird der Raum von den beiden Künstlern einerseits eingenommen und gefüllt: Hier scheint es eher darum zu gehen, was der Mensch im Vorhandenen sein und machen kann. In anderen Situationen wird der Raum ertastet, erkundet, ausgemessen, womöglich auch vergrößert: Etwa wenn Lomb und Szivkov die Stäbe weit in die Höhe recken oder sie so spreizen, dass man/frau sich an schwingende Flügel erinnert fühlt. In diesen Augenblicken weist die Choreografie besonders eindrücklich über die menschliche Figürlichkeit hinaus – und damit vielleicht auch über das, was hier heute als normal empfinden.
dance/re/public
Performerinnen: Maureen Lomb, Alekszandr Szivkov Choreographie: Yorgos Theodoridis
Kooperationspartner:
Christoph Giebeler Visuelle Kommunikation CulturBazar e.V
Gefördert von
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Region Aachen Zweckverband
Kulturbetrieb der Stadt Aachen




Mobile Performance der doppelten Supermarket Lady: Shoppen und schauen in der Aachener Altstadt.
Ein Bericht von Ralf Schröder
Sie ist eine Ikone der Pop-Kultur und war weltweit in zahlreichen Ausstellungen zu sehen: Die „Supermarket Lady“ des amerikanischen Künstlers Duane Hanson, die seit Jahrzehnten im Aachener Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen zuhause ist. In ihrer Heimatstadt kennt fast jeder die Skulptur, und die meisten mögen sie – obwohl die Frau mit dem leeren Blick und dem einschlägigen Outfit demonstrieren soll, wie die moderne Konsumgesellschaft das Individuum zurichtet.
Da bewusstloser Konsum und soziale Distanz durch die Corona-Krise und den Lockdown erneut zu hochaktuellen Themen geworden sind, schickten nun die Macher*innen des Projekts dance/re/public die Supermarket Lady auf einen Spaziergang durch die Aachener Altstadt – allerdings gleich in doppelter Ausführung: Zwillingsschwestern im Partnerlook, mit Kippe im Mundwinkel, Lockenwicklern im Haar und einem Einkaufswagen voll mit? Klopapier! Die Premiere war am dritten Adventssonntag, in den Kostümen steckten Alessandra Ehrlich und Eva Weissenböck.
Ich shoppe, also bin ich
„Mit den Bildern der mobilen Performance wollen wir visuell irritieren“, sagt Initiator Yorgos Theodoridis. „Ich shoppe, also bin ich: Diese Haltung möchten wir zeigen und in Frage stellen. Die Supermarket Lady steht für eine gleichgültige Fokussierung auf das Materielle, auf das Gewohnte. Und dafür, dass wir eine Auseinandersetzung mit den Problemen, die uns überrollen, vermeiden.“
Auslöser für das Projekt dance/re/public, das eine ganze Serie thematisch unterschiedlicher Stadtspaziergänge umfasst, war die Corona-Situation und die Idee von Videokünstler Christoph Giebeler, den öffentlichen Raum kulturell zu erschließen. Theodoridis, in der Aachener Tanzszene seit vielen Jahren eine feste Größe, hat daraufhin die Choreografien entwickelt und setzt sie für den Verein CulturBazar e.V. um, dessen Vorsitz er innehat.
„Da die Theater geschlossen sind, möchten wir neue Bühnen erschließen. Und zwar solche, die bisher anders wahrgenommen werden: dance/re/public macht den öffentlichen Raum mit Kunst lebendig und überlässt ihn nicht nur einer ökonomischen Zweckstruktur.“ So wollen Theodoridis und seine Künstlerkolleg*innen die Kunst auch zu Menschen bringen, die sonst damit nicht in Berührung kommen. Und speziell zur Weihnachtszeit will man probieren, ob und wie der Gedanke „Kunst statt Konsum“ eine Resonanz finden kann. „Kunst“, fasst Theodoridis zusammen „ist und soll gesellschaftsrelevant sein, also gehört sie auf die Straße.“
Unterwegs als Ikone von nebenan
Wenn die doppelte Lady durch Aachen flaniert, merkt man keineswegs, dass es sich hier um ein Heimspiel handelt. Denn bestaunt werden nicht nur zahlreiche Schaufenster mit Sonderangeboten und anderen Attraktionen, sondern auch touristische Ensembles wie Dom, Rathaus oder Elisenbrunnen. Am Puppenbrunnen untersuchen die Ladies kurz, wie die Figuren konstruiert sind. Die Performance verläuft, abgesehen vom urbanen Hintergrundrauschen, stumm. Aber Frau Ehrlich und Frau Weißenböck kommunizieren unaufhörlich: Durch Blicke, Gesten und Mimik, wozu gerne auch das Schwenken der Handtaschen zählt. Deutlich wird: Viel von dem, was sie sehen, finden sie interessant. Aber das Interesse wirkt meist recht flüchtig, der nächste Zug an der Zigarette ist mindestens ebenso wichtig…
Viele der nicht sehr zahlreichen Sonntags-Flaneure waren bei der Premiere erstaunt und dann erfreut, den Damen zu begegnen. Es war zu merken, dass die Lady in Aachen als Ikone von nebenan bekannt ist – immer wieder gab es ein freundliches Hallo und immer wieder wurden die Smartphones für ein Foto gezückt. Nur ein junger Mann, der am Dom hockte und in einem Pappbecher Geldspenden einsammelte, war dem Shopping-Monster anscheinend noch nie begegnet. „Machen Sie Junggesellen-Abschied?“, fragte er. Und schob dann die in diesem Fall beste aller Fragen nach: „Oder was machen Sie?“
dance/re/public
Performerinnen: Alessandra Ehrlich, Eva Weissenböck Regie: Yorgos Theodoridis Kostüme: Steffi Mertens
Kooperationspartner:
Christoph Giebeler Visuelle Kommunikation CulturBazar e.V
Gefördert von
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Region Aachen Zweckverband
Kulturbetrieb der Stadt Aachen




Abstand als mobile Performance: Ein unaufdringlicher Kommentar zu Corona und Konsum
Ein Bericht von Ralf Schröder
Ein kalter Corona-Samstagnachmittag im Dezember 2020. Es regnet nicht, es schneit nicht, die Sonne scheint nicht. Jedenfalls nicht so richtig. Unter diesem Himmel kooperieren: eine Stadt, eine Pappröhre, zwei Menschen. Die Stadt ist Aachen, die Pappröhre stammt aus einem Teppichladen, die Menschen sind die Tanzkünstlerin Maureen Lomb und der Tanzkünstler Alekzandr Szivkov.
Der Plot geht so: Lomb und Szivkov bewegen sich durch die Straßen und wechseln dabei permanent ihre motorischen Zustände. Synchronisierte Tanzfiguren, rascher Marschtritt, gymnastisch anmutende Übungen im zuckenden Rhythmus, frontales Zueinanderstehen mit starrem Blickkontakt, akrobatische Slow Motion mit stark verbogenen Körperteilen, gemächliches, zielfreies Schlendern. Nur eines bleibt gleich: Die Pappröhre ist immer zwischen den Tänzern. Sie schafft und markiert den Abstand, die für notwendig erachtete Minimal-Distanz, die in den vergangenen Monaten allgemein eingeübt werden musste. „Abstand“ ist auch der Titel des Acts.
Der Plan: visuell irritieren
Maureen Lomb und Alekzandr Szivkov nutzen die Röhre als Requisit und als Werkzeug. Mal simulieren sie mit der Pappe eine behagliche Sitzbank, dann ein Fernrohr, dann wieder eine schwere Last, die sie wie Bauarbeiter die Straßen entlang tragen. Ab und an stützen sie wechselseitig mit Hilfe der Röhre ihre Leiber, wenn diese so stark geneigt werden, dass das Gleichgewicht abhanden kommt – so dient der Abstand als Lehne. Oder sichert gegen den Absturz.

„Mit den Bildern der mobilen Performance wollen wir visuell irritieren“, sagt Initiator Yorgos Theodoridis. „Der Wechsel ist Prinzip. Die Tänzer wechseln andauernd ihre Bewegungsabläufe und damit auch das Tempo. Gleichzeitig wechselt die urbane Kulisse andauernd ihre Anmutung. Es geht um Abstand und Kontakt, um schnell und langsam. Auch darum, die Langsamkeit neu zu entdecken.“ Auslöser für das Projekt, das unter dem Titel dance/re/public eine ganze Serie thematisch unterschiedlicher Stadtspaziergänge umfasst, war die Corona-Situation und die Idee von Videokünstler Christoph Giebeler, den öffentlichen Raum kulturell zu erschließen. Theodoridis, in der Aachener Tanzszene seit vielen Jahren eine feste Größe, hat darauf hin die Choreografien entwickelt und setzt sie für den Verein CulturBazar e.V. um, dessen Vorsitz er innehat.
Wenn die Kunst zum Publikum geht
„Da die Theater geschlossen sind, möchten wir neue Bühnen erschließen. Und zwar solche, die bisher anders wahrgenommen werden: dance/re/public macht den öffentlichen Raum mit Kunst lebendig und überlässt ihn nicht nur einer ökonomischen Zweckstruktur.“ So wollen Theodoridis und seine Künstlerkolleg*innen die Kunst auch zu Menschen bringen, die sonst damit nicht in Berührung kommen. Und speziell zur Weihnachtszeit will man probieren, ob und wie der Gedanke „Kunst statt Konsum“ eine Resonanz finden kann. „Kunst“, fasst Theodoridis zusammen „ist und soll gesellschaftsrelevant sein, also gehört sie auf die Straße.“
An diesem Nachmittag führt der Spaziergang zunächst ins eher ruhige Hochschulviertel, mäandert dann durch die belebte Stadtmitte mit Markt und Dom, um schließlich über Nebenstraßen mitten in die dicht bevölkerte zentrale Einkaufsmeile zu gelangen. Prägend für den Ablauf: Das Publikum ist, anders als im gewohnten Kulturbetrieb, kein Kollektiv, das sich vor einer Bühne versammelt. Es begegnet den Künstler*innen und ihren assoziativen Einladungen zufällig, ist zum Zeitpunkt der Begegnung keineswegs kunstsinnig gestimmt. Andersherum: Zum Gegenüber oder zu Teilnehmern der Kunst werden die Passanten nicht auf eigene Entscheidung hin, sondern durch die Regie des Acts.
Flüchtige Angebote, diskrete Reaktionen
Diese Situation erzeugt einen eigenen Reiz. Ganz teilzunehmen und in Ruhe der Performance zuzuschauen: Dazu lässt sich kaum jemand hinreißen. Doch ist zu beobachten, dass der kleine Tross durchaus wahrgenommen wird – die Blicke sind oft flüchtig und echofrei, werden aber teilweise intensiver, sobald ihre Eigentümer etwas Abstand zum Geschehen gewonnen haben. Distanz spielt, ganz klar, auch hier eine Rolle. Etliche schauen kurz und verwundert auf die vorbeiziehenden Tanzfiguren, unternehmen aber nichts Offensichtliches, der eigenen Verwunderung auf den Grund zu gehen. Niemand schließt sich dem Zug an, um vielleicht den weiteren Weg zu erleben. Und nur selten wird ein Smartphone gezückt, um den überraschenden Augenblick fotografisch festzuhalten.
Ein Junge im frühen Grundschulalter, der die Tanzenden zwei, drei Minuten interessiert beobachtet hat, fragt seine Eltern: „Was machen die da?“ Eine Antwort bekommt er nicht. Aber vielleicht hat er etwas gesehen, das in seinem Herzen bleibt.
Kooperationspartner:
Christoph Giebeler Visuelle Kommunikation CulturBazar e.V
Gefördert von
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Region Aachen Zweckverband
Kulturbetrieb der Stadt Aachen




dance/re/public – Künstler*innen und Jugendliche erobern kreativ den öffentlichen Raum in Aachen. Aktionen sind für den gesamten Dezember geplant.
Trotz Corona, wegen Corona, gegen Corona: Aufgrund der Pandemie fiel das für 2020 geplante Euregio-Tanzlabor aus. Jetzt möchten wir dafür sorgen, dass zumindest die Künstler*innen aktiv sein können, die über unseren Verein CulturBazar e.V. für das grenzüberschreitende Projekt eingeplant waren.
Der Plan
Da die Theater geschlossen sind, wollen wir neue Bühnen erschließen. Und zwar solche, die bisher anders wahrgenommen werden: dance/re/public macht den öffentlichen Raum mit Kunst lebendig und überlässt ihn nicht nur einer ökonomischen Zweckstruktur. Mit Tanz, Theater, Parcours, Performance und Videografie möchten wir die Ästhetik des Alltäglichen thematisieren und uns öffentlich und politisch positionieren: Kunst soll als wichtiger Bestandteil unserer Demokratie sichtbar werden.
Die Aktionen
Geplant sind Live-Performances, zunächst im Aachener Stadtzentrum an den Wochenenden im Dezember 2020 und Januar 2021. Die Corona-Hygieneverordnungen werden dabei eingehalten. Die Aktionen werden gefilmt und auf einer Website veröffentlicht.
Abstand I
Shopping-Ladies
Ich kaufe, also bin ich. Meine Welt ist noch heil
Abstand II
Der Antrieb
Die Corona-Pandemie hat viele Kunstschaffende nicht nur finanziell in eine prekäre Situation gebracht. Wir müssen unsere existenziellen Probleme lösen, suchen aber auch nach neuen Wegen, künstlerisch und kreativ zu arbeiten. Dass wir als nicht systemrelevant eingeordnet werden, macht es zusätzlich schwer, zu einer offenen und aufgeklärten Gesellschaft beizutragen. Mit unserer dance/re/public wollen wir genau das trotzdem versuchen. Denn wir sind nicht „systemrelevant“ sondern gesellschaftsrelevant!
Die Ziele
dance/re/public soll den öffentlichen Raum belegen und beleben. Tanz und Performance werden im Alltag präsent, gleichzeitig werden die Kunstschaffenden sichtbar. Die Aktionen setzen ein Zeichen gegen Resignation und Passivität und geben den Künstler*innen eine Perspektive. Wir verstehen sie auch als Tanzlabor, in dem neue Ideen erprobt und weiterentwickelt werden. dance/re/public soll eine Plattform werden: für den kreativen Austausch zwischen jungen und erfahrenen Künstler*innen und für den Dialog zwischen professionellen Künstler*innen und Jugendlichen.
Die Künstler*innen

Yorgos Theodoridis – künstlerische Leitung/Projektleitung.
Er absolvierte zunächst ein Maschinenbaustudium an der RWTH Aachen (Abschluss 1987 Dipl.-Ing.) und anschließend eine Tanzausbildung an der Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten (AHK). Seit 1990 ist er als freischaffender Choreograph, Tänzer und Pädagoge tätig, u.a. tanzte er bei der Compagnie Irene K. in Belgien. 1996 gründete er zusammen mit anderen Tänzer*innen aus der freien Szene und dem aufgelösten Ballettensemble des Stadttheaters Aachen die Kompanie TAC, für die er mehrere Choreographien schuf.
Seit Herbst 1991 unterrichtet er zeitgenössischen und urbanen Tanz im Dance-Loft (Aachen) und leitet kreative Tanzprojekte an verschiedenen Schulen. 2014 hat er das TanztheaterMobil gegründet, das ausschließlich Tanztheater für Kinder und Jugendliche macht. Seit 2015 ist er
künstlerischer Leiter des Festivals „Auf dem Sprung – Junger Tanz im Dialog“ in Aachen.

Christoph Giebeler – Video
Er ist selbstständiger Fotograf, Kameramann und Designer. Während des Fotografiestudiums an der Academie beeldende Kunsten Maastricht hat er für den WDR Aachen und als Freelancer im Bereich Produktfotografie gearbeitet. Seit 2009 erstellt er für Agenturen und diverse Kunden Imagefilme, Musikvideos, Fotografien, grafische
Erzeugnisse sowie Internetseiten. Er war Grafiker für das Kunst-, Kultur- und Kinomagazin MovieBeta und gehört dem Team der Raststätte, einem Raum für Kultur in Aachen, an, wo er Ausstellungen, Filmabende, Lesungen und Konzerte organisiert.
Diverse Gruppen- und Einzelausstellungen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden.

Alekszandr Szivkov – Choreograph
Er schloss 2005 sein Studium an der Folkdance-Theater Faculty in Budapest ab und tanzte anschließend bei der Seged Contemporary Dance Company. Von 2006-2008 studierte er weiter bei der ArtEZ Dance Academy in Arnhem (NL) und arbeitete seitdem mit zahlreichen renommierten Choreographen wie z.B. Kristina De Chatel, Wim Vandekeybus und Itzik Galili. Er erhielt Engagements an mehreren deutschen Theatern, u.a. auch in Aachen, und ist auch als freischaffender Choreograph und Dozent für zeitgenössischen Tanz und Improvisation tätig.

Maureen Lomb – Tänzerin
Sie erhielt ihre Tanzausbildung in Bielefeld bei DansArt, bevor sie nach Holland ging und an der Fontys Hogeschool voor de Kunsten Dance Art in Context (Modern und Tanztheater) studierte. Mit „Nomad“ von Sidi Larbi Cherkaoui tourte sie durch Belgien und Holland, tanzte in Musicals am Wuppertaler Opernhaus und wirkte in Kurzfilmen und Tanztheaterstücken unter der Leitung von Annika Hofgesang mit. Die Arbeit mit den Alleyne Sisters, Tony Adigun, Eddy Bequard und Gilda Rebello prägten ihre Bewegungsqualität.

Alessandra Ehrlich – Schauspielerin
Sie arbeitet als freischaffende Schauspielerin und Autorin bundesweit mit Vereinen und Theatern zusammen. Zunächst studierte sie Soziale Arbeit an der KFH Aachen, dann Schauspiel an der Folkwang Universität der Künste in der Abteilung Bochum, wo sie 2009 ihr Diplom erhielt. 2019 nahm sie an der professional development masterclass der Punchdrunk Theatre Company in London teil. Ein wichtiger Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in gesellschaftlich relevantem Theater für
Jugendliche. Ihre Arbeit „Jungfrau ohne Paradies“ wurde 2017 für den Deutschen Engagementpreis nominiert und gewann im selben Jahr den Präventionspreis des Landes Baden-Württemberg. Ihr neues Theaterstück „Fischers Fritze“, welches sie mit dem TanztheaterMobil realisiert hat, thematisiert den Klimawandel als Fluchtursache. Für das TanztheaterMobil ist sie seit 2019
außerdem als Dramaturgin, Workshopleiterin und Sprechtrainerin tätig. Alessandra Ehrlich heuert regelmäßig als Matrose auf Segelschiffen an und gründete 2017 das Unternehmen Mär & Meer –
Theater an Bord

Eva Weissenböck – Schauspielerin
Sie erhielt ihre Ausbildung in Musical (1985-1987) und Schauspiel (1987-1991) an der Musikhochschule und dem Max Reinhardt Seminar in Wien. Anschließend absolvierte sie eine berufsbegleitende Ausbildung in Theaterpädagogik am TPZ Köln. Engagements u.a.: Theater der Jugend Wien, Stadttheater Aachen, Pfalztheater Kaiserslautern, Theater K. Aachen. Seit 2002 ist sie freiberuflich tätig. In Verbindung mit ihrem Psychologie Studium choreographiert sie im Rahmen ihrer Bachelorarbeit über Potentialentfaltung und Talententwicklung. Seit 2017 ist sie Mitglied der Kompanie TanztheaterMobil.
Kooperationspartner:
CulturBazar e.V
Christoph Giebeler Visuelle Kommunikation
Gefördert von
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Region Aachen Zweckverband
Kulturbetrieb der Stadt Aachen



